Azur oder die Farbe von Wasser
Lieber Gott
mach mich fromm
dass ich in den
Himmel kommAber Mama
ich will noch nicht
in den Himmel
ich will bei euch
bleiben
Österreich, 1988: Missbrauchsfälle im katholischen Bubeninternat werfen einen Schatten auf Johannes’ und Geris junge Liebe. Johannes zieht sich in den Heuschober zurück, um zu malen. Geri will lieber ausbrechen: nach Wien, in eine freiere Welt. Von Gesellschaft und Familie totgeschwiegen, hinterlässt der Missbrauch unaufhaltsam seine Spuren in Lisa Wentz’ generationenübergreifendem Stück.
“Ich mal uns eine Welt”, sagt Johannes zu Geri, als sie in ihren Internatsbetten liegen. “Ich mal uns eine Welt ganz weit weg von hier. Und dahin können wir fliehen, wann immer wir wollen.” Jahrzehnte später sucht Johannes’ Tochter Anna ihn immer noch in diesen Gemälden aus Azur, in dieser Welt, die er geschaffen und mit ihr geteilt hatte, so gut er konnte. Sie versucht, das Verschwinden des Vaters zu verstehen, die Ankunft seines Jugendfreundes Geri, die abgeklärte Trauer ihrer Mutter und den starren Glauben der Großmutter. Azur ist meine Hommage an Johannes und an die Welt in der Farbe des Wassers, in der wir uns begegnet sind.