Moby Dick (Live-AD und Live-UT)
16:00Uhr – 18:00Uhr
von Michael Schachermaier nach Herman Melville
»Man kann den Ozean nicht überqueren, solange man nicht den Mut hat, das Ufer aus den Augen zu verlieren.«
Christopher Columbus
Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Kapitän Ahab und seinem tierischen Widersacher: dem weißen Wal?
Erzählt wird dieser Klassiker der Weltliteratur aus der Perspektive des gutgläubigen Schiffsjungen Ismael, der als Walfänger anheuert um das langweilige Leben auf dem Land gegen die abenteuerliche Welt auf Hoher See einzutauschen. Schnell muss er jedoch erkennen, dass die Walfängerei alles andere als ein Traumjob ist. Vor allem, wenn man unter der Flagge eines von Rachegedanken zerfressenen Wahnsinnigen segelt. Der Besatzung der »Pequod«, dem literarischen Mikrokosmos Melvilles, fällt es zunehmend schwerer zu entscheiden, wer hier eigentlich das Monstrum ist: der weiße Wal oder der eigene Kapitän, der in grenzenloser Hybris gegenüber der Natur nur einen Gedanken kennt: Moby Dick zur Strecke zu bringen – koste es, was es wolle.
Auch wenn Melvilles Roman heute zu den absoluten Klassikern der Weltliteratur gehört, erfreute sich die mythisch überhöhte Erzählung des Zweikampfes zwischen Kapitän Ahab und Moby Dick bei seinen Zeitgenossen nur mäßiger Beliebtheit. Lediglich 3.000 Exemplare des heutigen Weltbestsellers wurden zu Lebzeiten des Autors verkauft. Zu fremdartig erschien Melvilles 1851 erschienenes Meisterwerk sowohl Leser*innen als auch der Literaturkritik. Auf über 900 Seiten bricht Melville immer wieder mit Erzählform und -perspektive, fügt ausufernde wissenschaftliche, philosophische und religiöse Exkurse ein oder bedient sich in langen dialogischen Passagen theatraler Stilmittel, wie der in Theatertexten üblichen Regieanweisung.